Here we go…In Week 5 legten die Kassel Titans ihre mit weitem Abstand beste Saisonleistung an den Tag und gewannen gegen die Bad Homburg Sentinels in einem extrem spannenden Spiel mit 28:27.

 

Nach dem Heimsieg der Titans gegen die Pirmasens Praetorians nur sieben Tage zuvor reiste diesmal der Tabellenführer Bad Homburg Sentinels an die Hessenkampfbahn an. Diese waren nicht nur bislang ungeschlagen durch die Saison marschiert, sondern brachten auch einen großen Kader mit. Ihr stabiler Unterbau samt GFL-Junior-Team sowie einige ehemalige Spieler der Rodgau Pioneers bescherten den Südhessen einen erstaunlich großen Kader zum Spieltag – besonders wenn man bedenkt, dass die Gäste ihr fünftes Wochenende am Stück spielten und noch dazu auswärts ranmussten. Ebenfalls brachten die Sentinels ihren umfassenden Coaching Staff und einige Fans mit, sodass die Sideline der Sentinels im Spiel gut unterstützt wurde.

Dem gegenüber standen die Titans, die bereits in den letzten Jahren immer wieder zu starken Auftritten gegen favorisierte Mannschaften fähig waren: Vor zwei Jahren gab es immerhin eine Halbzeitführung gegen die Montabaur Fighting Farmers, letztes Jahr standen die Wiesbaden Phantoms kurz vor einer Niederlage und retteten sich schließlich in der zweiten Overtime zum Sieg.

Die Sentinels gewannen den Coin Toss und wählten die Second Half-Option, damit Kickoff der Gäste und zunächst die Offense der Titans auf dem Feld. Diese verteilte den Ball sofort an fast alle Spieler des Offense Backfields und convertete so gleich drei 3rd Downs zu neuen 1st Downs. Bereits an der gegnerischen 30-Yard-Linie zogen die Titans den ersten Joker: Kevin Ekhorutomwen (#13) legte zum Screen rechts raus auf Leon „Hoodie“ Biesemeier (#2) – doch der packte den Double Pass auf Anton Brinner (#5) aus und warf zum Touchdown! Doch da der Screen nicht eindeutig als Lateral gewertet wurde, gab es statt sechs Punkten ein 2nd Down fünf Yards weiter hinten. In diesem zogen die Titans den Flea Flicker, Kevin Ekhorutomwen (#13) tief auf Leon „Hoodie“ Biesemeier (#2) zum Touchdown – wieder nichts, diesmal war es Holding an der Linie. Anstelle von einem der beiden Touchdowns versandete der Drive nach den Yards rückwärts schließlich im Punt. Uff.

Die Sentinels starteten von der eigenen 14 Yard-Linie, wurden aber direkt per Three-and-out vom Feld geschickt. Thomas Knesch (#26) mit einer überragenden Deflection einer tiefen Post sowie eine stabile Front Seven, die zwei Runs im Getümmel der Line of Scrimmage beendeten, zwangen auch die Sentinels zum umgehenden Punt – der etwa an der 35-Yard-Linie der Titans aufschlug, optimal für die Sentinels weiter rollte und erst etwa an der 10-Yard-Linie liegen blieb.

Auch die Titans mussten nach nur drei Plays wieder weichen – und der Punt setzte die Sentinels diesmal weniger weit zurück, nah an die Sideline gezogen und in den Wind hinein überquerte der Ball bereits auf Höhe der 40-Yard-Linie das Seitenaus. Mit einer deutlich mobileren Offense zogen die Sentinels nun übers Feld und packten nach einer Out-n-up zum Touchdown die ersten Punkte des Tages aufs Board. Extrapunkt gut, 7:0 Sentinels.

Den kurzen Kickoff brachte Luan Gaudillat (#11) bis über die 40-Yard-Linie und damit in gute Startposition für den nächsten Drive der Kasseler Offense. Nach lediglich drei Touches für die Herren Brinner stand Luca Brinner (#28) bereits wieder in der Endzone – zum dritten Mal im ersten Quarter jedoch wurde ein erzielter Touchdown zurückgerufen, sein langer Lauf durch ein weit geöffnetes Gap war nur noch für die Galerie. Stattdessen griff Anton Brinner (#5), der bereits früher in diesem Drive eine Out-n-up nah an der Sideline gefangen hatte, sich nun den Catch des Tages: Bei 3rd & 10 holte er sich in der Luft stehend mit einer Hand den Ball und hielt ihn trotz eines bei der Landung heranrauschenden Linebackers fest – 1st & Goal. Wahnsinn. Die letzten Yards in die Endzone schaffte die Offense auch noch, letztlich wühlte Kevin Ekhorutomwen (#13) per Sneak den Ball hinein – Snap, Hold & Kick gut, 7:7 zu Beginn des zweiten Quarters und spätestens jetzt war beiden Mannschaften klar, dass die Titans den Ball in diesem Spiel gut genug bewegen konnten, um den Sentinels gefährlich zu werden.

Anschließend einiges an Hin-und-Her im nächsten Drive der Sentinels: Sie arbeiteten sich in die gegnerische Hälfte, stockten dort allerdings und brauchten bis ins 4th Down. Das spielten sie aus und zogen in Field-Goal-Range. Dann allerdings warf Max Nußer (#58) die Gäste per Sack wieder zurück. Die Yards und einige mehr machten die Sentinels per tiefer Completion zum 1st & Goal wieder gut, auch wenn Michael Kolberg (#10) nach dem Catch noch einen amtlichen Hit verteilte. In einem Run-Play kurz vor der Endzone forcierte er sogar noch einen Fumble, keiner der Titans konnte ihn allerdings recovern. Letzten Endes schafften die Sentinels dann doch den Touchdown zur erneuten Führung, der Hold beim Extrapunkt allerdings misslang. Keine Chance für den Kick und damit 13:7 für die Sentinels.

Die Antwort der Titans folgte im Two-Minute-Drill; und an dieser Stelle ein ganz besonders großes Lob an die Offensive Line. Was Marvin Möller (#73), Alexander „AJ“ Jordan (#68), Dominic Grau (#69), Karim Adiegwu (#67) und Max Nußer (#58) gespielt haben, war nicht nur in diesem Drive fantastisch. Im Passspiel sorgten sie für viel Zeit in einer ruhigen Pocket, im Run-Game öffneten sie immer wieder die Line of Scrimmage und war der Ball in den Händen der Sentinels, rotierten sie zudem das ganze Spiel über in die Defensive Line hinein. Grandios. Mit diesem Support bekam Kevin Ekhorutomwen (#13) an der gegnerischen 30-Yard-Linie Zeit und Platz, um sich in Ruhe nach Silas Meyer (#19) umzuschauen. Der schoss in die Endzone, sackte den tiefen Pass über die Mitte ein und erzielte nach seinen zähen Verletzungsschwierigkeiten zum Saisonstart endlich seine ersten Punkte der Saison. Snap, Hold, Kick – 14:13 Titans.

Für die Sentinels blieb vor der Halbzeit keine Zeit übrig, um noch etwas herauszuholen – Halbzeitführung Kassel. Die Offense marschierte, die Defense wusste sich zu wehren, die Special Teams waren im Soll, hier war echt was drinnen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhielten die Sentinels wieder den Ball. Nachdem sie bereits in die gegnerische Hälfte gekommen waren, verloren sie den Ball beinahe bei einem Fumble nach missglücktem Snap – Veit Kaiser (#45) landete im Getümmel haarscharf neben dem Ball und einem Turnover. Stattdessen recoverten die Sentinels, ihr Drive endete wenige Plays später jedoch mit einem Field-Goal-Attempt. Beziehungsweise beim Hold für diesen, erneut stand der Ball nicht sortiert für den Kick zurecht. Der Versuch, per Rollout noch etwas zu retten, führte ins Nichts, keine Punkte für die Sentinels und 1st Down Titans.

Diese marschierten weiter. Silas Meyer (#19) sammelte seine aus den ersten Saisonspielen überfälligen Receptions ein, und Tiron Sloan (#33) schoss ungeblockt bis ins dritte Level des Run-Games vor. Respekt an den Safety der Sentinels übrigens, diese laufende Kanonenkugel allein zu Boden gebracht zu haben. Bei 4th Down im Niemandsland der gegnerischen Hälfte flog der Snap zum einzigen Mal im Spiel über Kevin Ekhorutomwen (#13) zurück ins Backfield. Den Ball sammelte er zwar ein, stand aber plötzlich 15 Yards hinter der Line of Scrimmage mit heranrauschendem Pass Rush der Sentinels. Er warf den Ball tief über die Mitte, aber das war tatsächlich keine Verzweiflungstat bei 4th Down. Stattdessen schraubte sich Anton Brinner (#5) erneut hoch und sicherte im Verkehr der Sentinels-Secondary das neue First Down. Schon wieder, Hammer. Ach ja: Nächstes 3rd Down & 10 haben die beiden natürlich auch wieder mit einer Completion in ein enges Fenster der Coverage convertet. Wer braucht da noch Imports? 😀

In der Red Zone Quarterback-Keeper zum Touchdown – nein, ging wieder per Flagge rückwärts. Zum vierten Mal an diesem Tag. Puuh. Stattdessen wurde daraus 4th Down & 10, nach Delay of Game 4th & 15 – Coach „Cool“ Andreas Maisinger behielt die Offense trotzdem brutal aggressiv auf dem Platz. Das potenzielle 17:13 per Field Goal wäre nur bedingt Rückenwind für die Defense gewesen, außerdem hatte die Offense bereits so viele Situationen im Spiel bewältigt – diese dann aber nicht. Turnover on Downs.

Damit endete das dritte Quarter ohne Punkte für beide Mannschaften und die Sentinels starteten in ein heißes viertes Quarter mit dem Ball. Heiß galt auch für die Temperaturen auf dem Platz, und die komplett schwarzen Uniformen der Gäste waren dahingehend sicher nicht förderlich. Ebenso wenig die Tatsache, dass den Südhessen bereits vier Gameweeks am Stück in den Knochen hingen, bevor sie sich überhaupt nach Kassel aufmachten. Auf der Gegenseite fehlten den Titans bereits den ganzen Tag wichtige Säulen in der Defense. Kevin Gernand (#97), Omar Rahy (#51), Ulf Bialucha (#48) oder Ben-Joshua Riehm (#44) hätten alle wesentlich geholfen, mussten jedoch kompensiert werden. Die Defense der Titans hielt die Raumgewinne der Sentinels Play für Play recht klein, konnte diesen Drive jedoch nicht mehr stoppen. Schließlich stand nach Touchdown & TPC eine 21:14-Führung für die Sentinels.

Die Offense der Titans brauchte im nächsten Drive lediglich zwei Pässe anbringen. Einen auf Leon „Hoodie“ Biesemeier (#2), um ein 3rd Down an der 50 zu converten, sowie einen kurzen Pass in die Endzone auf Anton Brinner (#5). Der Rest? Run. Zum Start des Drives wanderte der Ball erneut gut auf dem Boden nach vorn, dazu brach Tiron Sloan (#34) seinen nächsten großen Run los und zog fast über das halbe Feld davon. Snap, Hold, Kick zum Extrapunkt erneut sicher – 21:21.

Einen ähnlich großen Run erwischte nun der Bad Homburger Quarterback zum Start seines nächsten Drives und raste mit dem Ball in der Hand mitten übers Feld in die Kasseler Hälfte. Dort ein ähnliches Bild wie bereits im Drive zuvor, teils sehr gute Plays wie Pass Deflections von Michael Lajsev (#1) oder Juli „Bambi“ Däschner (#23) konnten den Drive der Sentinels als solchen nicht mehr stoppen. Am Ende des Weges stand ein Rushing Touchdown der Südhessen zur erneuten Führung, weniger als zwei Minuten vor Ende des Spiels. Der Extrapunkt? Wurde von Karim Adiegwu (#67) und Michel Djialeu (#91/78) geblockt. Damit 27:21 für die Sentinels und die Ausgangslage für die Kasseler Offense war klar: Ein Touchdown mit Extrapunkt würde tatsächlich den Sieg bedeuten.

Die Stimmung auf der Anlage selbstverständlich mittlerweile am Kochen. Die Playauswahl der Offense aufgrund der knappen Zeit natürlich begrenzt und passlastig, aber es ging voran. Silas Meyer (#19) bei 3rd & 10 mit neuem 1st Down und out of bounds. Anschließend zweimal Pass Interference gegen die Sentinels bei der Coverage gegen ihn. Es blieben noch fünf Sekunden für den letzten Spielzug des Tages, zehn Yards bis zur Endzone. Kevin Ekhorutomwen (#13) rollte links raus, sah Leon „Hoodie“ Biesemeier (#2), der löste sich in der Endzone, Kevin zog ab – und Leon fing den Ball zum Touchdown! Teufelskerl. Doch Moment, eine weitere Flagge auf dem Spielzug? Gegen wen? Es war ein Late Hit der Sentinels gegen Kevin, der Touchdown zum 27:27 war gut! Der Extrapunkt könnte nun das Spiel bei 0:00 Minuten auf der Uhr beenden. Florian Karger (#21) mit seinem sechsten Einsatz des Tages als Long Snapper – sechster perfekter Snap. Anton Brinner (#5), nach Meinung des Autors der mit Abstand beste Holder der Liga, setzte den Hold sauber ab. Simon Fröhlich (#4) prügelte den Ball über die ausgestreckten Arme der Sentinels – drin! Ende, Aus, vorbei. 28:27 Titans.

Vollkommene Ekstase bei Spielern, Coaches und Zuschauern – die Titans hatten den Tabellenführer tatsächlich geschlagen. Nach einer kompletten Teamleistung von Offense, Defense und Special Teams, mit extrem wenigen Fehlern im Spiel, stand der Sieg fest.

Vor einem Jahr waren die Titans gegen die Wiesbaden Phantoms nach einem ähnlich fast perfekten Spiel in einer ganz ähnlichen Situation (wer nochmal nachlesen möchte, bitte etwas in den News-Artikeln zurückblättern), damals ging es aber in die Overtime und die Titans zogen den Kürzeren. Diesmal wurde die starke Teamleistung vom entsprechenden Finish gekrönt, womit sich die Titans nach schwierigem Saisonstart wieder im Mittelfeld der Tabelle einfinden.

Die Bad Homburg Sentinels haben derweil weiter alles in der eigenen Hand, um Meisterschaft und ggf. Aufstieg in die GFL2 zu sichern. Selbst an diesem Tag, an dem die Titans fast alles richtig machten und die Sentinels immer wieder Kleinigkeiten liegen ließen, waren sie nur Sekunden vom Sieg entfernt. Zudem möchten wir auch die sportlich faire Reaktion der Sentinels nennen. Trotz des knappen Spiels gab es zwar in der Schlussphase die eine oder andere Flagge auf dem Feld, aber keine Unsportlichkeiten und kein Nachkarten. Und so, wie sie zwar A’s nutzen, entgegen manch anderer Mannschaft der Liga allerdings nicht ihr gesamtes Spiel auf diese ausrichten, entwickeln sie auch ihre Mannschaft um ihren Quarterback gut für die nächsten Jahre und sollten somit auch in Zukunft gut aufgestellt sein.

Allen Verletzten auf beiden Seiten mit kleinen und etwas weniger kleinen Blessuren wünschen wir eine schnelle und unkomplizierte Genesung.

Zudem vielen Dank an die Nordhessen Arena für das Catering, Just Party sowie natürlich unsere Zuschauer für die richtige Akustik, an unsere Physios, an die Fotografen, denen der eine oder andere Schnappschuss gelungen ist (:D), sowie allen weiteren Helfern, die an und um den Platz tätig waren und dieses Spiel mit ermöglicht haben.

Die Kassel Titans haben nach diesen zwei Heimsiegen zunächst etwas Pause und spielen wieder am 26. Juli, ebenfalls um 14:00 Uhr auf der Hessenkampfbahn, gegen die Rüsselsheim Crusaders.

 

Fotos:
@gewitterregen.photography
@beere_pics